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Erzählung

In einem unbekannten Land zu einer unbekannten Zeit lebte ein junger Mann namens Robin. Er war angestellt als Hufschmied am Hofe der unzufriedenen Kaiserin. Alles lief zu seinem Besten. Er hatte eine gutbezahlte Arbeit, ein mittelgrosses Haus und eine liebe Frau.

Doch wie es das Schicksal nun wollte, kam eine Zeit, in der seine Frau fürchterlich krank wurde. Sie starb an den Folgen dieser Krankheit. Nach der Beerdigung ging es Robin immer schlechter. Weder sein Haus, noch seine Arbeit oder sein Geld konnten ihn aufheitern. Auch seine Kollegen und Bekannten sagten, es sei schlimm, doch habe er noch genug Dinge an denen er sich erfreuen könne. Er entspräche doch mehr dem kaiserlichem Standard, als die meisten von ihnen. Doch Robin wurde immer trauriger. Er packte schliesslich seine Sachen und ging fort.

So zog er los, durch den Wald der künstlichen Bäume, die von der kaiserlichen Baubrigarde errichtet wurden. Teils konnte man in den Bäumen wohnen, teils wuchsen dort Früchte und auch allerhand andere Sachen, die man nachher kaufen konnte. So trugen ihn seine Füsse immer weiter weg, bis an den äusseren Rand der kaiserlichen Bäume, wo er schliesslich inne hielt. Im Randgebiet waren die Bäume ungepflegt. Teilweise waren sie bereits sehr zerfallen. Sie sahen deswegen so aus, weil sie schon lange nicht mehr benutzt wurden. Sie wurden von den Leuten einfach dort stehen gelassen. Es erschien Robin alles sehr einsam dort. Plötzlich hörte er ein leises Geräusch. Er umrundete den Baum, der sich direkt vor ihm befand, und sah eine Gruppe merkwürdig gekleideter Leute, die gemeinsam ein Essen zubereiteten.

Es sah ganz so aus, als machten sie einfach nur das, wozu sie Lust haben. Sie trugen auch eine Art der Kleidung, die sie offenbar als angenehm befanden, und richteten sich wohl gar nicht nach der kaiserlichen Mode. Es war ihnen wohl bloss wichtig, dass sie bei ihren Handlungen niemandem Schaden zufügten - so zumindest schloss er aus ihrem Verhalten. Als sie ihn sahen, kamen sie lächelnd auf ihn zu, und boten ihm etwas zu Essen an. Bei näherem Hinsehen schienen sie sogar andersartiges Essen zu haben: Ihre Tomaten zum Beispiel waren kleiner, und knallrot. Nicht so schön gross und orange wie diese des Kaiserreiches. Auch schmeckten sie seltsam fruchtig und gar süss, nicht so schön wässrig, wie die kaiserlichen. So blieb er, und lebte in sehr harmonischem Einklang, mit den Menschen, die ihm mittlerweile nicht mehr fremd waren. Eines Abends begab es sich, dass er dachte: „Ich bin doch Schmied! Warum baue ich nicht einen Baum, der wie eine Maschine funktioniert. Eine Maschine, die Essen produziert - man könne sich eventuell sogar teilweise dem Materiel der alten verlassenen Bäume bedienen“. So zog er los, und fing an, einen solchen Baum zu bauen. Er sammelte viel an Material, und es dauerte einige Zeit, bis er endlich fertig war und einziehen konnte. Es war fantastisch dort zu Leben! Langsam hatte er weit mehr zu Essen, als er es brauchte, und je selber alles alleine hätte essen können.

Eines Tages verirrten sich ein paar Bettler vor seine Tür, und betrachteten begeistert seinen Pflanzenreichtum. Als sie ihn erblickten, fragten sie ihn, ob sie ein wenig zu Essen von ihm haben könnten. „Kein Problem“ antwortet er. Er ging in seinen Baum, und als er zurück kam, hatte er reichlich zu Essen in seinen Händen, was er ihnen freundlich überreichte. Dies wurde nach und nach zu einer Gewohnheit. Immer wieder kamen die Bettler bei ihm vorbei, und immer wieder gab er ihnen reichlich zu Essen. Meist freundlich, wortlos und ohne Forderung.

Nach ein paar Monaten frug einer der Bettler, warum er ihnen immer zu Essen gebe, aber nie etwas dafür fordere oder wolle - und dies, obwohl sie noch nie auch nur ein Stück für ihn gearbeitet hatten! „Ich habe mehr als genug zu Essen, als dass ich es jemals allein aufessen könne. Ausserdem müsstet ihr doch sonst auch hungern.“ Sie schauten sich verdutzt an: „Geht es dir denn niemals aus?“ fragte ein anderer. „Denke nicht…“ grinste er. „Solange ihr nicht viel mehr werdet - nein, ich denke nicht dass dies geschähe.“ Die Bettler schauten sich erneut verdutzt an. „Aber wieso verkaufst du es denn nicht?“ wunderten sie sich. „Weil mich Geld in der Vergangenheit nicht glücklich gemacht hat. Geld hatte ich genug. Ausserdem hättet ja auch ihr dann nichts davon und müsstet wieder hungern. So wäre also keinem geholfen.“ Sie schwiegen alle eine kleine Weile. Einer der Bettler unterbrach schliesslich die Ruhe, und frug, ob er sich denn irgendwie erkenntlich zeigen, oder ihm etwas helfen könne. „Hmm…“ überlegte Robin, „es ist ja eigentlich schon alles fertig… es sein denn…“, er hielt inne, und kratzte sich am Kopf. „Mir ist oft langweilig seit der Baum fertig ist. Warum hilfst du mir nicht dabei, einen weiteren ShareFoodTree zu bauen?“ - „Gern!“ sagte der Bettler sofort. Die anderen drehten sich zu ihm um, und schauten ihn erstaunt an. So gleich wandten sie sich zu Robin, und meinten:„Wir wollen auch helfen!“ - „Ich war sogar früher mal Schreiner…“ setzte einer noch hastig nach. „Uns hat schon lange niemand mehr arbeiten lassen seit der neuen kaiserlichen Verordnungen.“ „Also gut.“ meinte Robin.

Und so fingen sie an, gemeinsam einen weitere ShareFoodTree zu bauen. Von diesem Zeitpunkt an nannten sie ihn Robin Food, und die Bäume nannten sie den ShareFoodForest. Auch Musiker und andere Künstler fingen an, die Idee weiterzutragen. Und Schriftsteller begannen sie niederzuschreiben. Je mehr Bäume sie pflanzten, desto mehr gutes Essen konnten sie an andere verschenken. Dies hatte zur Folge, dass die Menschen im Kaiserreich ein Stückchen zufriedener und sorgenfreier wurden. So geschah es im Laufe der Zeit, dass niemand mehr im Kaiserreich für Essen zahlen musste, und sie sogar für andere Kaisertümer ein Vorbild waren. Jene fingen an, es ihnen gleich zu tun. Am Ende musste niemand mehr hungern auf dieser Erde.

Und somit wurde auf der Erde das erste Mal die Basis geschaffen miteinander, nicht gegeneinander zu leben.

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story.1324402639.txt.gz · Zuletzt geändert: 2016/01/20 15:40 (Externe Bearbeitung)
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